RLP-Einzelmeisterschaften U10/U12

Die Landesmeisterschaften der Jüngsten fanden dieses Jahr in Trier statt. Dieses Qualifikationsturnier zur Deutschen Einzelmeisterschaft gilt als eines der härtesten Turniere im Jugendbereich überhaupt, müssen doch 7 lange Partien (65 min pro Spieler und Partie) in 2 Tagen gespielt werden. Also machten wir uns bereits am Freitag Nachmittag auf, damit die 3 Kinder am Samstag möglichst stressfrei antreten konnten. Die beiden Geschwister Theresa und Fabian Mader wurden von ihren Eltern begleitet, Manuel Klassen von seiner Mutter. Außerdem fuhr ihrTrainer Kai Mailitis zur schachlichen Betreuung mit.

Dieses Jahr rechneten wir aus unterschiedlichen Gründen nicht unbedingt mit einem der begehrten Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft. Möglichst gut spielen war das erste Ziel. Und das gelang durchweg:

Theresa trat in der U10 weiblich an. Und zum ersten Mal seit ich mich erinnern kann, spielten die Mädchen ein Turnier für sich. Da Theresa noch weitere 2 Jahre in dieses Altersklasse antreten darf, sollte sie dieses Jahr einfach schon mal reinschnuppern. Bei den jüngsten ist es auch immer schwierig vorab die Gegner einzuschätzen, da man viele nicht kennt. So überraschte die erste Gegnerin dann auch direkt mit sehr gutem Spiel, so dass Theresa keine Chance hatte. Die Gegnerin der zweiten Runde kannten wir und hier schien die Partie offen zu sein. Lange sah es auch gut aus, doch am Ende war ihr König dann doch zu ungeschützt und wurde Matt gesetzt. Als Trainer und als Eltern wird man dann doch irgendwann ein wenig nervös und hofft, dass möglichst bald der erste Punkt kommt. Und in Runde 3 sollte genau das dann passieren. Gegen ihre gute Freundin vom Turm Lahnstein sah es lange sehr ausgeglichen aus. Dann verlor Theresa zunächst eine Figur, um anschließend ein zweizügiges Schachmatt vorzubereiten. Die Gegnerin wehrte dies nicht ab, so dass endlich der erste Punkt da war. In der vierten Runde folgte dann sogar noch ein Sieg. Dieses Mal war Theresa einfach viel besser als ihre Gegnerin und eroberte nach und nach alle gegnerischen Figuren. Nach dem Abendessen, es gab Pasta, ging es dann zeitig ins Bett, um am nächsten Morgen wieder fit zu sein. In Runde 5 gewann Theresa erneut überzeugend. Allerdings wartete als nächstes die aktuell zweitplatzierte als Gegnerin. Sie war dann auch einfach zu stark. Und in der letzten Runde ging es dann noch gegen die bisher führende, die bis dahin alle 6 Partien gewonnen hatte. Theresa war aber keineswegs eingeschüchtert und lehnte sogar ein frühres Remis ab. Der Gegnerin hätte das Remis sicher zum Titel gereicht. In der Folge wurde Theresas Stellung immer besser, sie hatte sogar schon eine Figur mehr. Dann jedoch gab die Gegnerin ein Dauerschach, womit die Partie Remis endete. Mit 50% der Punkte waren wir sehr zufrieden. Vor allem weil Theresa eine der 2 jüngsten im Feld war.

Manuel trat in der offenen U10 an. Als amtierender Rheinlandmeister schien er durchaus zum erweiterten Favoritenkreis zu gehören. Allerdings gab es Spieler, die eine deutlich bessere DWZ (Deutsche WertungsZahl) als er hatten, so dass er nur an 6 gesetzt war. Er begann dann auch zunächst sehr vielversprechend mit 2 überlegenen Siegen. In der dritten Runde wurde es dann deutlich schwieriger, aber auch hier konnte Manuel noch den ganzen Punkt einfahren. So führte Manuel nach 3 Runden alleine mit voller Punktezahl. Es war aber auch klar, dass die nominell stärkeren Gegner erst kommen sollten. In Runde 4 war es dann soweit. Manuel musste gegen die Nummer 3 der Setzliste antreten. Er kam auch langsam in Nachteil, allerdings wurde die Bedenkzeit des Gegners immer weniger. Vielleicht lies sich Manuel davon auch ein wenig verleiten. Er fand nicht immer die besten Züge, so dass sein Gegner ihn dann doch noch Matt setzen konnte. Allerdings waren wir mit 3 aus 4 am ersten Tag doch sehr zufrieden und es schien noch alles möglich. In der U10 qualifizieren sich immerhin die ersten beiden für die Deutsche Meisterschaft. Nach einer wirklich ungewöhnlich großen Pizza ging es ins Bett. Am nächsten Tag wartete direkt die Nummer 1 der Setzliste und dieser wurde seiner Favoritenrolle leider auch gerecht. Manuel konnte in der Partie nicht viel ausrichten und verlor leider. In Runde 6 ging es nochmal gegen einen nominell stärkeren, doch dieses Mal spielte Manuel sehr stark und gewann. So richtig Losglück hatte Manuel nicht und so wurde er dann in der letzten Runde auch noch gegen den späteren Meister hochgelost. Diesem hätte er dann aber fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zunächst sah es so aus, als könnte Manuel sogar gewinnen, sein Gegner wehrte sich aber verbissen, so dass es am Ende Unentschieden wurde, da beide nur noch den König besaßen. Somit erreichte Manuel am Ende 4,5 Punkte aus 7 Partien und den guten 4. Platz. Da er noch garnicht so lange bei uns ist und bisher auch erst wenig trainiert hat, ist von ihm in Zukunft noch einiges zu erwarten.

Fabian war nach zuletzt sehr guten Ergebnissen immerhin an 5 gesetzt. Da vor ihm aber einige deutlich stärkere Gegner warteten und er ja zum jüngeren Jahrgang gehörte, erwarteten wir garnicht so viel. Letztlich wurde es dann doch viel knapper als gedacht. Direkt in der ersten Runde ging es nicht gut los. Gegen einen nominell deutlich schwächeren Gegner, kam Fabian schlecht aus der Eröffung und gerade als die Niederlage unmittelbar drohte, bot sein Gegner, wohl aus Respekt vor Fabians hoher DWZ, Remis an. Ablehnen ging schlecht und so kam er nochmal mit einem blauen Auge davon. Dann wurde es aber besser. Sowohl in Runde 2 als auch in Runde 3 konnte Fabian sicher gewinnen. So kam er in der vierten Runde gegen einen Gegner, der nominell etwa gleichstark ist, gegen den er aber bisher meistens schlecht aussah. Und so leider auch dieses Mal. Fabian spielte etwas zu ruhig und geriet immer mehr unter Druck. Irgendwann war die Stellung dann nicht mehr zu halten und er musste sich geschlagen geben. 2,5 aus 4 waren für den ersten Tag nicht so richtig zufriedenstellend. Leckere Pasta und früh ins Bett sollten aber helfen. Am Sonntag wurde Fabian zunächst gegen einen Gegner mit 3 Punkten hochgelost. Er gewann sicher und so ging es in der 6. Runde gegen die nominelle Nummer 3 der Setzliste. Dieser Gegner war einer der wenigen starken, die ebenfalls wie Fabian noch zum jüngeren Jahrgang gehören. Auch er darf also nächstes Jahr nochmal in der U12 spielen. Da wir im Vorfeld davon ausgingen, dass er seine Stärken vor allem im dynamischen kreativen Bereich hat, tauschte Fabian zwischendurch die Damen und nahm dafür einen kleinen Nachteil in Kauf. Dadurch wurde die Stellung aber sehr technisch, so dass der Gegner seine Stärken kaum zur Geltung bringen konnte. Fabian verteidigte sich geduldig und sein Gegner fand zunehmend nicht die besten Züge. Im richtigen Moment konterte Fabian dann und konnte eine vielversprechende Stellung erreichen. Leider bekam er es jetzt etwas mit der Angst zu tun und nahm das offerierte Remis an. Da sich in dieser Altersklasse sogar 4 Spieler für die deutschen Meisterschaften qualizieren, schien es aber immer noch möglich zu sein. Wir hofften auf ein gutes Los in der letzten Runde, es kam aber anders. Fabian wurde gegen den Erstgesetzten (1840 DWZ!) und Führenden hochgelost. Die Partie verlief dann etwas merkwürdig. Fabian wurde von seinem Gegner eigentlich überspielt, zumindest konnte er nichts aktives mehr unternehmen. Allerdings hatte er noch nichts weniger und der Gegner hatte dafür sehr viel Zeit investiert und sorgte sich wohl so langsam um die Qualifikation. Also bot er Remis an, dass Fabian auch schlecht ablehnen konnte. Somit kam Fabian letztlich auf 4,5 Punkte und wurde Fünfter. Ein wirklich gutes Ergebnis. Trotzdem war Fabian am Ende sehr unzufrieden, da die Qualifikation für die Deutsche doch zum Greifen nah war. Auf jeden Fall hat er seine zuletzt guten Leistungen bestätigt und damit wohl wieder einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht.

Abschließend kann man wohl sagen, dass wir uns um die Zukunft unserer Jugend keine Sorgen machen müssen. Auch bei den Jüngeren haben wir wieder talentierte Spielerinnen und Spieler, die sicherlich noch von sich hören lassen werden.

(Kai Mailitis)