Der gerade Weg zur Meisterschaft!
"Meister Bezirksliga (bis auf den Fan Thomas)"
 
7 Spiele, 7 Siege. So lautet unsere Bilanz in der Bezirksliga seit dem Wochenende nach einem erneut erkämpften Sieg mit 4,5-3,5 gegen Nastätten.
 
Die Villa war bereitet für den möglicherweise vorzeitigen Meistertitel.
Wir hatten wieder einige Ausfälle, dank unseres breiten und ausgewogenen Kaders können wir im Gegensatz zu den Meisten unserer Wettbewerber jedoch eine Vielzahl an Ausfällen adäquat ersetzen.
Die Ausgangslage war klar. Mit einem Sieg stünden wir ein Spiel vor Ende der Saison als Meister fest, mit einem Unentschieden oder einer Niederlage käme es im April zum Finale gegen Güls.
Wie meist in dieser Saison musste von einem spannenden und knappen Spiel ausgegangen werden, da wir nur tabellarisch der klare Favorit waren, auf dem DWZ-Papier waren wir höchstens geringfügig im Vorteil.
In den ersten beiden Stunden verliefen die Partien für uns zufriedenstellend. Michael hatte einen Mehrbauern mit guter Bauernstruktur, Markus G. hatte sogar einen Turm mehr und stand, wie so häufig in der Saison, frühzeitig auf Gewinn und fuhr um halb neun unseren ersten Punkt ein.
Johannes an zwei folgte recht schnell danach mit einem halben Punkt, da in der Partie für beide Seiten nach reichlich Materialabtausch nicht mehr drin war.
Unser bisher fleißiger Halbe-Punkt-Sammler Thomas T. ließ sich etwas einigeln und konnte seine Figuren nur passiv in der Verteidigung einsetzen. Nachdem sein Gegner seine Figuren entsprechend in Angriffsstellung gebracht hatte opferte dieser eine Figur gegen zwei Bauern, mit der Folge, dass Thomas´ Dame und Turm ständig auf der Flucht vor Springergabeln und Läuferdiagionalen waren. In dieser Drucksituation hätte er seine Dame gegen Turm und Läufer verloren plus marschierende Freibauern, so dass er leider schon früh die Partie aufgeben musste. Es stand somit 1,5-1,5.
 
Betti an fünf hatte sich zwischenzeitlich eine Mehrfigur erkämpft, die sie nach dem Abtausch aller Schwerfiguren ins Endspiel mitnahm. Daher hatte ich sowohl diesen als auch den Punkt an acht für Michael fest eingeplant. Betti ließ im Endspiel nichts mehr anbrennen und gewann letztlich gegen einen leicht stärkeren Gegner souverän.
Michael machte mir nach einiger Zeit dann doch Sorgen, denn irgendwie hat er seinen Gegner so ins Spiel gebracht, dass durchaus Dauerschach oder Materialverlust drohte und er sehr exakt spielen musste und über seine normale Gebühr Nachdenken und Zeit verbrauchen musste, um nicht aus dem scheinbar klaren Sieg noch als Verlierer vom Brett zu gehen.
Armin an sechs verlor schon früh in der Partie einen Bauer. Die Stellung schien aber so zugemauert, dass ich hoffte, hier könnte ein friedliches Remis die fehlenden Durchschlagsmöglichkeiten beenden.
Werner an drei gab kaum Anlass, an einem Remis zu zweifeln, obgleich seine Stellung m.E. etwas schwieriger zu spielen war und er vielleicht deshalb mehr Zeit verbrauchte als sein Gegner, was natürlich vor der ersten Zeitkontrolle zu Nachlässigkeiten führen kann.
Ich konnte derweil unfallfrei aus der Eröffnung heraus in eine ausgeglichene Stellung kommen mit dem Ziel, je nach Stand des Mannschaftskampfes, einen halben Punkt beizusteuern. Peu a peu wurde meine Stellung jedoch aktiver. Als mein Gegner einen vorher doppelt gedeckten Läufer nach zwei Zügen frei stehen ließ, habe ich die schon vorher geplante Doppeldrohung Matt oder Figurengewinn herbeigeführt. Mit dem erbeuteten Mehrläufer und dann zügigem und erzwungenen Abtausch der Schwerfiguren spielte es sich zum Glück sicher dem vollem Punkt entgegen, obwohl ich zwei- oder drei Mal über Züge nachdachte, die den sofortigen Verlust meines Turmes bedeutet hätten. Aber glücklicherweise habe ich all diese Züge verworfen und die Figuren stattdessen sicher zum Gewinn geführt. Somit stand es schon 3,5-1,5, wir benötigten also nur noch einen Punkt. Da keine der drei laufenden Partien auf Verlust stand sollte das doch klappen!?
Doch wie war das mit dem Teufel, dem Eichhörnchen, dem Pferd und der Apotheke?
 
Werner bot seinem Gegner bereits eine Weile vorher Remis an, was dieser aber aufgrund des Spielstandes natürlich ablehnen musste. Unterdessen konzentrierten sich die meisten Kiebitze auf die Partie von Fuddi, weil nicht nur ihm nicht klar war, ob er den Drohungen standhalten würde oder sogar seine Bauern weiter nach vorne treiben könnte. Die Spannung des Mannschaftskampfs war mit Händen zu Greifen. Völlig überraschend erhielt Fuddi ein Remisangebot, vielleicht deshalb, weil sein ca. 400 DWZ-Punkte schwächerer Gegner Panik vor einem Fehler in dieser schwierigen  Situation hatte und lieber den sicheren Hafen ansteuerte. Die Ansage an Fuddi war nun klar, keinen Zug mehr zu machen und die beiden verbliebenen Partien abwarten und dann entweder das Remis annehmen oder später voll auf Risiko spielen.
Werner blieb am Remis dran und bot es erneut an. Aufgrund der ausgeglichenen Partie zu Recht, aufgrund des Ergebnisses nur für uns gut, nahm er es nach längerem Überlegen überraschend an. Da es für Nastätten nicht mehr wirklich um etwas ging, waren sie uns gegenüber vielleicht etwas gnädig und wollten nicht bis Mitternacht den Kampf ausfechten. Eine Sekunde später nahm Fuddi natürlich das vor einer halben Stunde abgegebene Remisangebot an (ich hetzte zwischen den Brettern hin und her, damit keiner mehr ein Remis unbedacht ablehnt).
 
DAS WAR DER MEISTERTITEL!
 
Wir führten uneinholbar 4,5-2,5 und konnten bereits die ersten Biere leeren - eine riesengroße Erleichterung, vorzeitig die Meisterschaft eingetütet zu haben und nicht vor einem Endspiel in Güls zu stehen.
Armin kämpfte weiterhin um den halben Punkt, immer noch mit dem anfangs eingehandelten Minusbauern. Als bereits alle Umstehenden durch Gestik und Mimik auf ein einvernehmliches Unentschieden drängten, der Nastätter Schachfreund die Partie aber leider ausspielen wollte, unterlief Armin unter den Eindrücken (und Druck) von Außen ein folgenschwerer Fehler, der zum sofortigen Verlust führte. Schade natürlich für Armin, unter dem Strich ging´s dann aber doch darum, mit einer stattlichen Anzahl an Leuten so früh wie möglich das vorgezogene Meisteressen anzugehen.
 
Johannes (oder Werners?) Vorschlag folgend sind wir schon gegen 22:30 im Chianti in Moselweiß gelandet. Außer Thomas und Michael, der wohl seine Partie noch verdauen musste, mit der gesamten Mannschaft plus zwei Fans (Markus Julia, und Thomas E.). Die Stimmung war wie immer ausgelassen, hatten wir doch mehr als Grund genug, zu feiern. Als wir um halb eins die Gaststätte verließen ging die Nacht für mich im Irish Pub noch weiter, wo ich mit zwei jungen Mädels (eine davon aber meine Freundin) noch leckere irisch-nationale Getränke konsumierte. Um 3:00 froh, müde und entkräftet zu Hause angekommen wurde natürlich sofort das Spielergebnis im Internet eingetragen, um am nächsten Morgen festzustellen, Armin versehentlich eine Doppel-Null eingetragen zu haben. Bevor ich´s ändern konnte wurde ich von meinen aufmerksamen Schachkollegen mehrfach auf den kleinen Patzer hingewiesen und sofort korrigiert…
 
Wenn man sich nun all unsere Ergebnisse und auch die Einzelergebnisse in dieser Saison anschaut
sieht man, dass alle Spieler entscheidend gepunktet haben. Da wir ausschließlich knapp gewonnen haben war jeder halbe Punkt entscheidend für den Gewinn eines Mannschaftskampfes, egal ob kampflos gewonnen, ein frühes Remis oder eine gewonnene Partie in ein Remis umgewandelt.
Insgesamt wurden 14 Spieler eingesetzt, alle haben gepunktet (inklusive wichtiger kampflos gewonnener Partien), so dass wirklich jeder seinen Teil zu dieser (überraschenden) Meisterschaft beigetragen hat. Rolf hat mich gestern noch daran erinnert, wie wichtig mir das erste Spiel gegen Leideneck, einem potentiellen Konkurrenten gegen den Abstieg, gewesen ist. Die Saison verlief erfreulich anders als gedacht…
 
Euer Marcus