Hansfried Fischer

Als mich Rolf Graw fragte, ob ich einen Nachruf auf Hansfried Fischer schreiben wolle, musste ich erst einmal in mich gehen, weil ich nicht sicher war, ob das, was ich über Hansfried schreiben wollte, auf der offiziellen Homepage des Vereins zu lesen sein sollte. Ich bin aber zu der Überzeugung gelangt, dass das, was ich über Hansfried schreiben kann, wahrscheinlich von einigen im Verein ähnlich gesehen wird.

Ich bin seit Mitte der 80er-Jahre mit Hansfried im „alten“ SC Koblenz groß geworden, für mich war er schon damals eine zu respektierende Persönlichkeit wie Armin Saam, Ronald Denda, Hermann Josef Noll und Jochen Raschke; als Jugendlicher mit diesen „erfahrenen Haudegen“ in einer Mannschaft zu spielen, war schon etwas Besonderes. Seit damals ging es mir wie vielen, die jetzt in ihren 40ern und 50ern stehen, denn Hansfried begrüßte viele aus dieser Generation, die er schon seit Kindesbeinen kannte, zumeist mit : „Na, Jung´, wie geht´s dir denn?“ Dann wurde gefragt, ob man in die letzte „Rochade“ gesehen, das letzte Großmeistermatch verfolgt und diese oder jene Eröffnungsanalyse gelesen habe (fast immer musste ich alles drei verneinen, was mir manchmal einen strafenden Blick einbrachte).

Hansfried Fischer war – auch nach eigenem Bekenntnis - kein begnadeter Schachspieler, aber ein Mannschaftsspieler durch und durch; ich kenne niemanden, der sich Niederlagen in einem Mannschaftsspiel so zu Herzen nahm wie er und noch wochenlang seine Fehler analysierte. In Erinnerung bleiben werden mir unzählige Fahrten zu Auswärtsspielen, auf denen wir politische, aber auch private Themen wälzten, wobei eine 3-stündige Rückfahrt zwischen 23 und 2 Uhr von Idar-Oberstein bei Schnee und Eis in irgendeinem Februar im letzten Jahrtausend herausragt.

Eine spezielle Erinnerung an Hansfried habe ich besonders gespeichert: Irgendwann in den 90ern war Hansfried Mannschaftsführer der Bezirksliga, wir spielten in Nastätten und es stand 3,5 – 3,5. Thomas Lenz spielte auf unserer Seite die entscheidende Partie und gegen 22.30 Uhr zog er eine Zigarette heraus, um sie sich unangezündet in den Mund zu stecken. Der Nastättener Mannschaftsführer (Thomas´ Gegner) wies mehrfach relativ barsch auf das Rauchverbot hin und Thomas erwiderte, dass er gar nicht vorhabe zu rauchen, was (völlig unbegründet) zu minutenlangen Diskussionen führte. Hansfried nahm Thomas beiseite und sagte nur: „Hau ihn einfach um!“ Zehn Züge später war dieser Auftrag ausgeführt.

Hansfried war die letzten Jahre ein wenig in der A- und B-Klasse abgetaucht und ich bin sehr froh, dass ich nach langer Trennung zusammen mit meinem langjährigen Mannschaftsführer die Saison 2015/16 bestreiten durfte. Er spielte in Idar-Oberstein seine beste Saison-Partie, über die wir uns auf einer langen Rückfahrt ausführlich unterhalten haben. Manche Dinge wiederholen sich, aber es war das letzte Mal.

Ich werde unseren Schachfreund Hansfried Fischer vermissen.

Axel Müldner