16:0 Punkte: Blütenweiße Weste der 4. Mannschaft in der Bezirksliga
 
Der letzte Spieltag führte uns nach Güls. Die Meisterschaft hatten wir schon vor vier Wochen eingefahren, so dass uns nun noch ein entspanntes Abschlussmatch bevorstand.
Sonst eher streng mahnend, die Gegner nicht zu unterschätzen und bis zum 4,5-Sieg für die Mannschaft zu kämpfen, lehnte ich mich diesmal lässig zurück und erteilte die Freigabe, dass jeder sein Spiel spielen kann wie er möchte ohne Remisverbote oder –gebote. Es sollte einfach ein netter Abschlussabend werden, bei dem wir uns auch über eine eventuelle Niederlage nicht ärgern sollten.
 
Nach dem Meisterstück gegen Nastätten sagten mir bereits einige Mitspieler ab weil Sie bei anderen Turnieren weilen, so dass insgesamt 5 Stammkräfte fehlten, doch unsere Ergänzungsspieler Rolf und Jonas passten wunderbar in die große Breite unseres Kaders, der sich während der Saison bezahlt machte. Trotzdem ging ich im Vorfeld davon aus, dass wir trotz unserer Erfolge an dem Abend Außenseiter sein würden. Überraschend bot Güls statt einer Truppe, die den zweiten Platz festigen könnte, auch einige Ergänzungsspieler auf.
Der Aufstellung nach waren wir nun sogar Favorit und an den Brettern 7 und 8 plante ich bereits zwei sichere Punkte ein.
 
So kam es auch. Michael an Brett 7 machte innerhalb von 19 Zügen alles klar, vor dem mehrzügigen Matt gab sein Gegner rechtzeitig auf.
Derweil hatte sich Jonas an Brett 6 Stellungsvorteile in der Brettmitte erkämpft, die er zunächst in einen Mehrbauern und dann sogar in eine Mehrfigur umwandelte, so dass auch hier der Sieg nur eine kurze Frage der Zeit war. Zwei Einsätze in der Bezirksliga mit zwei vollen Punkt – das nenn ich mal eine Bewerbung für´s nächste Jahr.
Rolf an 8 kam nach seinem Dauer-Urlaub erstmalig in dieser Saison in der Bezirksliga zum Zug. Daher servierte ich ihm den vermeintlich leichtesten Gegner, um wie Jonas für die nächste Saison richtig ins Rollen zu kommen. Den verschiedenen Drucksituationen hielt sein Gegner eine Weile noch stand, ehe sich hier Rolfs Routine durchsetzte und er unlösbare Aufgaben auf dem Brett hinterließ, die uns schon um 20.30 Uhr das überraschend deutliche 3-0 bescherte.
Johannes an 2 spielte eine recht undramatische Partie bei zwei gleichwertigen Spielern, die folgerichtig in ein leistungsgerechtes Remis führte.
Anni an 4 holte in Ihrer wohl vorerst letzten Partie für uns ebenfalls einen halben Punkt, der bereits mindestens das sichere Unentschieden bedeutete, und konnte somit einen für Sie versöhnlichen Schachabschluss feiern. Außerschachlich und organisatorisch wird Sie uns und vor allem mir (!) auf jeden Fall erhalten bleiben!
Thomas S., an Brett 3 hochgerutscht, war es vorbehalten, den entscheidenden ganzen Punkt einzufahren zum Mannschaftssieg in einer schön herausgespielten Partie, die er – ganz ohne Zeitnot – so viel ich beurteilen kann, von Anfang bis Ende souverän und fehlerlos durchspielte und seinem Gegner keine Möglichkeit ließ, sich zu entfalten.
 
Da es wie gesagt für uns um nichts mehr ging und die Planung war, in Güls zusammen noch zum Essen zu gehen, wollten wir frühzeitig den Mannschaftskampf beenden. Am seltensten in dieser Saison gehalten daran haben sich Thomas T. – und ich. Thomas Partie konnte ich nur wenig verfolgen, da der Mannschaftskampf früh zu unseren Gunsten entschieden war und ich mich aufgrund zunehmender Zeitnot um meine eigene Partie kümmern musste. Er spielte auch nur ca. 15 min länger als ich und musste als einziger an dem Abend die Hand zur Niederlage strecken. Trotzdem hat er eine tolle Saison gespielt, viele wichtige Punkte gesammelt und als einziger alle 8 Partien gespielt.
15 min vorher konnte ich gegen meinen ehemaligen Mannschaftskameraden Horst Neumann eine schon längst verloren geglaubte Partie unter dem tosenden Jubel meiner Mitstreiter (naja, nicht ganz, eher verhalten) in eine Remisstellung überführen. Mein Remisangebot im 43. Zug wurde jedoch abgelehnt, nach zwei weiteren Zügen konnte ich das erhaltene Angebot jedoch nicht mehr annehmen, da sich die Partie zu meinen Gunsten drehte. Vier Züge später war alles vorbei und ich gewann die Partie, die wahrscheinlich symptomatisch einen Großteil unserer Saison widerspiegelt.
Endergebnis 6-2, der höchste Saisonsieg, diesmal meines Erachtens auch zu Recht.
 
Da Thomas T. und ich unsere Partien bis um 23:00 Uhr vertrödelten wurde es wie erwartet schwer, in dem urigen Koblenzer Ortsteil eine Gaststätte mit geöffneter Küche zu finden. Aufgrund der späten Uhrzeit verließ uns Thomas T. leider auch vor dem Essen in die Tiefen des Westerwalds, um in der kommenden Saison auf jeden Fall wieder mit dabei zu sein. Fuddi wurde von Rolf schon früher nach Hause gebracht, da er Sonntagmorgens Nachhilfe-Kunden erwartete, denen er taufrisch die Türe öffnen wollte.
 
Nach mehreren telefonischen Fehlversuchen schlug einer dieser urigen Vorstädter, Johannes, den „Wackeler“ vor. Es/er ist wohl eine Gülser Institution, als Rheinanwohner mir bis dato jedoch nicht geläufig. Rolf und ich als Vorhut erkundeten die Lage und zu unserer freudigen Überraschung hatte die Küche in der immer noch sehr vollen und nicht minder geräuschintensiven Gaststätte/Kneipe geöffnet. Rolf fiel jedoch auf die Marketingstrategie des Gastronomen hinein, die da hieß „ja, es gibt noch warme Küche!“. Das damit nicht die übliche Speisekarte gemeint war fiel uns unschwer auf, als wir die Bestellung aufgeben wollten und uns wahlweise Pommes mit Cheeseburger oder Pommes ohne Cheeseburger angeboten wurde. Dafür aber mit Ketchup oder ohne und Mayo oder ohne. Oder ganz ohne – also theoretisch eine Vielzahl an Gerichten.
Um es vorwegzunehmen: die Pommes waren lecker, der Cheeseburger im knusprigen Vollkornbrötchen hatte nichts mit einem McDonald-Burger gemein und war auch richtig lecker. Außerdem passte die Lautstärkeintensität zu unserer guten Laune.  Auch wenn ich persönlich wohl bei dieser einmaligen „Wackeler“-Erfahrung bleibe, für mich und ich denke auch für Anni, Johannes, Thomas S., Jonas und Rolf war es sein sehr schöner gemeinsamer Saisonabschluss. Und vielen Dank für die spontane Huldigung des Kapitäns – das tut der Seele gut nach acht Monaten aufopfernder Arbeit für diese prima Mannschaft!
 
Nach nunmehr drei Meisterschaften in Folge, davon zwei in der Bezirksliga, wäre es nun an der Zeit, anderen Vereinen den Vortritt zu lassen. Warten wir mal ab, ob wir unser Resultat mit 8 Siegen und 16:0 Punkten kommende Saison noch toppen können. Bei dann hoffentlich 10 Mannschaften wäre es ja möglich…!
 
Bis zur nächsten Saison.
 
Euer Marcus